Was für eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Der erst 18-jährige Slowene Timi Zajc war nach Rang zwei in Sapporo zwar mit breiter Brust nach Oberstdorf gekommen, aber eben auch mit einer gehörigen Portion Respekt. Denn noch nie war der Shooting-Star im slowenischen Team vom Bakken einer Skiflug-Schanze abgehoben. Und doch stand Zajc nach zwei Trainings-, einem Qualifikations- und zwei Wertungsdurchgängen am Freitagabend als strahlender Sieger auf dem obersten Podest von Oberstdorf. Mit Flügen auf 220 und 233,5 Metern beendete Zajc die lange Durststrecke der Slowenen und sicherte seinem Heimatland den ersten Weltcup- Sieg seit März 2016 (Peter Prevc in Planica). Auf Rang zwei landete der Pole Dawid Kubacki (221,5/218), glücklicher Dritter wurde vor 5500 Zuschauern Markus Eisenbichler vom TSV Siegsdorf. „Wenn ich ehrlich bin, kann ich das noch gar nicht realisieren“, sagte Eisenbichler, der Wettkampf sei ganz schön turbulent verlaufen. Eisenbichler hatte – wie seine Kollegen auf dem Podest – im zweiten Durchgang ein nahezu ideales Windfenster erwischt. Nach 224,5 Metern im ersten Durchgang schob sich Eisenbichler mit einem stabilen Flug auf 222,5 Meter von Rang sieben auf Platz drei.
„Sieg oder Sarg“ – nach diesem Motto wollte Markus Eisenbichler im zweiten Durchgang beim zweiten Skiflugtag in Oberstdorf angreifen. Eine harte Ansage, aber nach seinem ersten Flug für den Siegsdorfer offenbar nötig, um sich voll motivieren zu können. Mit dem Sieg wurde es dann zwar nichts, aber unter dem Jubel von 17 500 Zuschauern an der Heini-Klopfer-Skiflugschanze holte sich der Deutsche wieder einmal den zweiten Rang hinter dem Japaner Ryoyu Kobayashi und vor dem Österreicher Stefan Kraft. Die drei an der Spitze hatten es ungeheuer spannend gemacht und auch Piotr Zyla (Polen), Philipp Aschenwald (Österreich) und der Vortagessieger Timi Zajc (Slowenien) mischten nach dem ersten Durchgang noch mit um die Podestplätze, gingen am Ende aber leer aus.
Polnischer Jubeltag in Oberstdorf Das war ein starker dritter Skiflugtag für die Polen. Kamil Stoch feierte seinen ersten Saisonsieg und Teamkollege Dawid Kubacki flog nach seinem 2. Platz am Freitag zwei Tage später erneut aufs Podium. Rang 3 für ihn, Piotr Zyla als Vierter und Jakub Wolny (6) machten den Erfolg der polnischen Mannschaft perfekt. Eingepackt in das Polen-Paket, holte Evgeny Klimov (RUS) sich an seinem 25. Geburtstag den zweiten Platz.
Für die Deutschen lief es dagegen nicht nach Maß. Markus Eisenbichler landete als bester DSV-Athlet auf dem 10. Platz. Zum mäßigen Abschneiden seiner Teamkollegen sagte Eisenbichler: „Bei uns ist zur Zeit der Wurm drin. Warum, weiß ich auch nicht.“
Nicht nur für die Athleten, die nach drei Wettkampftagen bis zu elf Flügen in den Knochen hatten, ging ein anspruchsvolles Wochenende vorüber. Auch die Veranstalter hatten alle Hände voll zu tun, um bei dem starken Schneefall faire Wettkampfbedingungen zu schaffen. Umso wohler tat die Anerkennung von Walter Hofer. „Ohne das erfahrene Team in Oberstdorf wäre dieser Weltcup nicht
durchführbar gewesen. Dafür gebührt den Helfern der erste Platz“, sagte der Renndirektor des Internationalen Skiverbandes nach der Veranstaltung.