Ein Engel soll einem jungen Mädchen erschienen sein. Es ist gerade so um die 15 Jahre alt. Da träumt man sich die Welt. " Vergiss deinen Plan", meint der Engel. "Ich habe einen anderen für dich. Einen großen. Fürchte dich nicht! Du hast Gnade bei Gott gefunden". Die kleine ganz groß! Good News!
Die Geschichte des Mädchens stand vor zwei Jahren in der Boulevardpresse. Und auch die Vorabendmagazine im Fernsehen waren ganz heiß darauf, von diesem Mädchen zu berichten. Kein Witz. Das war wirklich so.
Denn die Geschichte in der Bibel hat sich in England ereignet. Ein Mädchen von gerade mal 15 Jahren hat seinen großen Moment. Sie ist nie gern in die Schule gegangen. Ständig wurde sie dort gemobbt.
Die Mutter des Mädchens leidet mit der Tochter. Wenigstens am letzten Schultag sollte die keine Angst haben. Also macht sich die Mutter auf die Suche nach Leuten, die ihre Tochter an diesem Tag in die Schule begleiten.
Was dabei rausgekommen ist, ist umwerfend:
300 Motorradfahrer und -fahrerinnen stehen am Morgen des letzten Schultags vor der Haustür. Und das Mädchen darf in ihrem weißen Kleid irgendwo draufsitzen. Ich stelle mir vor,
der Fahrer ihres Bikes reicht ihr die Hand und spricht zu ihr „Gnädigste! Fürchte dich nicht!“
Flankiert von Engeln in Lederkutten zieht das Mädchen in einem ellenlangen Konvoi zur Schule. Begleitschutz gegen die Angst.
Das Mädchen strahlt. Von innen heraus. Ihr Gesicht ist gefasst. Denn die Schmach der letzten Jahre hat sie nicht vergessen. Und wie die Geschichte weitergeht in der Schule, ist auch offen. Aber jetzt, für den Moment, ist das Mädchen sie selbst.
Die Biker waren längst abgebraust. Die Boulevardpresse machte schon wieder Jagd nach der nächsten Story. Und die Fernsehkameras waren verstaut. Nur noch Lokalreporter Lukas war vor Ort als Felicity leise, aber mit fester Stimme und bis über beide Ohren glückselig, zu singen begann. Lukas schrieb auf, was er hören konnte. "Ich lobe Gott aus tiefstem Herzen. Alles in mir jubelt vor Freude. Denn Gott wendet sich mir zu, obwohl ich unbedeutend bin. Von jetzt an werden mich alle glückselig preisen. Denn Gott hat Großes an mir getan. Er ist barmherzig. Er hebt seinen starken Arm und fegt die Überheblichen hinweg. Er stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor."
Was für ein Lied! Ach komme es doch so, wie das Mädchen singt! Ach kommen doch Engel in Lederkutten, mit Geldscheinen, mit Zeit, mit gutem Willen, in Pflegehandschuhen, mit heißer Kartoffelsuppe oder mit Wollhandschuhen im Gepäck. Damit Furcht weicht. Damit großes den Kleinen geschieht. Damit der Chor der Glückseligen wächst und wächst, weil die Sängerinnen und Sänger Gnade gefunden haben. Bei Gott. So hat es einmal angefangen. So steht es in der Bibel.