Die Idee sich in Tierhäute zu kleiden ist nicht neu. Schon Ötzi zog in Hose und Mantel aus Fell durch die Berge.
Die Lederhose, wie wir sie uns heute vorstellen, hat ihren Ursprung allerdings in Tirol. Um 1650 kamen viele Tiroler Holzarbeiter auf der Suche nach Arbeit ins Allgäu. Ihre Arbeitskleidung: robuste Hosen aus Leder.
Und das nicht ohne Grund:
Nicht nur, dass Leder sehr robust ist und nur äußerst selten reißt. Leder hat auch die Eigenschaft bei großer Wärme kühlend zu wirken, während das Material den Träger bei Kälte wärmt.
Anfangs konnten sich allerdings nur reichere Allgäuer eine Lederhose leisten, weshalb die meisten Bauern das Kleidungsstück ausschließlich als „Festtagsgewand“ trugen.
So dauerte es einige Zeit, bis sich die Hose in der breiten Bevölkerung durchsetzen konnte. Durch die Verwendung von Schaf- oder Schweineleder anstatt von Hirsch-, Gems-, oder Hirschleder wurde das Kleidungsstück nach und nach erschwinglicher.
Mit steigender Beliebtheit und Verbreitung sollte die Hose 1796 dann sogar beim einfachen Volk verboten werden. Ein Verbot, das sich nie durchsetzen konnte, denn auch bei ärmeren Bauern war das Leder inzwischen als Arbeitskleidung äußerst beliebt.
In den folgenden Jahrzehnten, in denen sich der Tourismus so langsam im Allgäu entwickelte, brachten Urlauber neue und frische Mode aus der Stadt mit. Die ländliche Tracht wurde schnell out und galt auf einmal als altbacken.
Der Oberstdorfer Pfarrer Stützle schreibt 1848, dass die Gebirgstracht durch den Fremdenverkehr fast verschwunden sei.
Einer Verordnung zum Erhalt der Tracht, dem Haus Wittelsbach und ganz besonders dem Prinzregenten Luitpold ist es zu verdanken, dass dies nicht das Ende der Lederhose bedeutete.
Der Prinzregent Luitpold, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viel zur Jagd in Hindelang und Oberstdorf verweilte, führte für seine Jäger und Treiber eine kurze Lederhose ein.
Diese bestickte Hose prägt noch heute das Aussehen der Oberstdorfer Gebirgstracht.
Die Gründung der ersten Trachten- und Heimatschutzvereine folgte einige Jahre später und macht die Lederhose als traditionelles Kleidungsstück unsterblich.
Die Gebirgstracht wurde vor allem geprägt durch den Prinzregenten. Mit den kurzen Lederhosen und den grünen, edelweißbestickten Hosenträgern, werden die Träger sofort als Schuhplattler erkannt.
Die Bezeichnung "Schuhplattler" stammt von den
Tänzen, die die aktiven Mitglieder der Gebirgstrachten-Gruppe aufführen.
Beim Platteln werden im Takt der Musik eine Folge von Sprüngen und Tanzumdrehungen absolviert. Dabei klatschen sich die Männer zur Untermalung des Rhythmuses immer wieder auf Schenkel, Knie und Fußsohlen. Auch Klatschen in die Hände und Fußstampfen kommen als Tanzelemente vor.
Die Historische Tracht stammt in den Grundzügen aus dem 18./19. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass besser betuchte Einwohner sich von der ärmeren Bevölkerung abheben wollten und daher eine Festtagskleidung trugen, die sich an der Adelsmode der Barockzeit orientierte.
Nach dem großen Brand (1865) ging die historische Tracht verloren, bis zwei Oberstdorfer und eine Oberstdorferin sich um 1920 ein Herz nahmen und anhand alter Schriften und Bilder die Tracht erneuerten.
Erkennbar sind die Träger der Historischen Tracht an ihren unbestickten Lederhosen – auch Bundhosen genannt – die über das Knie gehen sowie an den roten Hosenträgern.
In gut gemeinten Diskussionen und Frotzeleien unter den Einheimischen gibt es immer mal wieder Unstimmigkeiten, welche Tracht denn nun der „wahren“ und altüberlieferten Oberstdorfer Tradition entspricht?
Tatsache ist, dass seit unzähligen Jahren sowohl die Gebirgstracht als auch die Historische Tracht parallel zueinander existieren.
Wer mehr zu den Trachtengruppen vor Ort wissen oder sogar einmal einen Auftritt miterleben möchte, findet auf der Seite des Oberstdorfer Trachtenvereins weitere Infos und Termine.