Blätter erscheinen im Frühling und Sommer grün, weil sie Chlorophyll enthalten – den grünen Farbstoff, der für die Photosynthese verantwortlich ist. Im Herbst, wenn die Lichtintensität abnimmt und die Tage kürzer werden, wird die Chlorophyllproduktion reduziert. Dadurch werden andere Farbpigmente sichtbar, die in den Blättern schon immer vorhanden waren, aber vom Chlorophyll überdeckt wurden. Diese Pigmente sind Carotinoide, die gelbe und orangefarbene Töne erzeugen, und Anthocyane, die für rote und violette Farben verantwortlich sind. Schließlich werden die Nährstoffe aus den Blättern in den Baumstamm und die Wurzeln zurückgezogen, was dazu führt, dass die Blätter absterben und zu Boden fallen.
Interessanterweise ist der Farbwechsel nicht nur ein visuelles Spektakel, sondern auch Teil eines wichtigen Überlebensmechanismus. Indem der Baum die Nährstoffe aus den Blättern zurückzieht und in den Stamm und die Wurzeln einlagert, bereitet er sich auf den Winter vor. Diese gespeicherten Nährstoffe werden im nächsten Frühjahr für das Wachstum neuer Blätter und Blüten genutzt.
Ein durchschnittlicher Laubbaum, wie beispielsweise ein Berg-Ahorn, kann im Herbst tausende von Blättern abwerfen. Bei einem ausgewachsenen Bergahorn sind das oft 30.000 bis 50.000 Blätter pro Jahr. Das Laub eines einzigen Baumes kann dabei ein beträchtliches Gewicht erreichen – bei einem großen Bergahorn können es mehrere hundert Kilogramm sein. Diese enorme Menge an Blättern trägt nicht nur zur farbenprächtigen Herbstlandschaft bei, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle im ökologischen Kreislauf.
Nach dem Abfall der Blätter beginnt ein neuer Prozess: Die Blätter zersetzen sich am Waldboden und werden zu Humus. Dieser natürliche Zersetzungsprozess wird durch Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien, aber auch durch Insekten und andere Bodenlebewesen unterstützt. Der entstehende Humus ist reich an Nährstoffen und bildet eine fruchtbare Grundlage für das Wachstum neuer Pflanzen. Gleichzeitig hilft das Laub, den Boden vor Erosion zu schützen, indem es wie eine natürliche Decke wirkt und die Feuchtigkeit im Boden speichert.
Die gefallenen Blätter bieten zudem Schutz und Nahrung für viele Lebewesen. Käfer, Asseln, Regenwürmer und andere Bodenbewohner finden im Laub einen idealen Lebensraum. Diese Kleintiere spielen eine wichtige Rolle im Nährstoffkreislauf, da sie das Laub zersetzen und dabei den Boden belüften und bereichern. Auch Vögel und andere Waldtiere profitieren von diesem reichhaltigen Angebot, da sie im Laub nach Futter suchen können.
Der Herbst ist also nicht nur eine Zeit der Farben, sondern auch eine Phase intensiver biologischer Aktivität, die das Fundament für das kommende Frühjahr legt. Die scheinbar toten Blätter, die zu Boden fallen, sind in Wirklichkeit voller Leben und Teil eines ständigen Kreislaufs von Abbau und Erneuerung.
Dieser Kreislauf zeigt eindrucksvoll, wie eng Leben und Verfall in der Natur miteinander verbunden sind und wie jeder Prozess zur Erhaltung des gesamten Ökosystems beiträgt.
Anders als in vielen anderen alpinen Regionen, wo Nadelwälder dominieren, prägt hier der Bergmischwald das Landschaftsbild. In diesen Wäldern gedeihen zahlreiche Laubbaumarten wie z.B. Buche, Berg-Ahorn, Esche und Vogelbeerbaum, die im Herbst für ein wahres Farbenmeer sorgen.
Besonders beeindruckend ist der Kontrast zwischen den leuchtenden Farben der Laubbäume und den immergrünen Nadelbäumen wie Fichten und Tannen, die das ganze Jahr über ihre tiefgrüne Farbe behalten.
Nutze die Farbenvielfalt des Herbstes, um außergewöhnliche Fotos mit deinem Smartphone oder der Kamera zu machen. Statt nur die weiten Landschaften festzuhalten, lohnt es sich, auf Details zu achten, die Dir die Allgäuer Naturlandschaft bietet:
Fotografiere die verschiedenen Blattstrukturen, fange das Lichtspiel ein, wenn die Sonne durch das bunte Blätterdach fällt, oder halte den Moment fest, wenn ein Blatt im Wind tanzt. Diese kleinen, oft übersehenen Motive erzählen die wahre Geschichte des Herbstes und bringen die besondere Stimmung dieser Jahreszeit zum Ausdruck. Versuche, die Farben nicht zu überfiltern, sondern lass die natürlichen Töne wirken – sie sind in dieser Zeit des Jahres ohnehin atemberaubend schön.