Sozusagen zwischen Himmel und Erde eins zu werden mit der Bergnatur. Dabei dem Abgrund gleichermaßen mit Respekt und Gewandtheit getrotzt und die kompakte Wand ebenso wie den ausgesetzten Turm überwunden zu haben. Schritt für Schritt durch wilde Felsgebilde, luftig und frei, nur noch umgeben von ziehenden Wolken in stahlblauem Himmel! Das kann nicht nur der extreme Alpinist erleben. Genau so nämlich ist die faszinierende Welt der Klettersteige. Und Oberstdorf kann mit Steigen der absoluten Extraklasse aufwarten. Wie mit dem Hindelanger Klettersteig, der in diesem Sommer seinen 40. Geburtstag feiert.
Gebaut in den Jahren 1973 bis 1978 durch Hindelanger Mitglieder des Wegebautrupps der Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt, ist er einer der großen Klettersteige der Allgäuer Alpen. Der Hindelanger
Klettersteig zählt gewiss zu den schönsten Panoramaklettersteigen überhaupt und zu den beliebtesten Eisenwegen Bayerns, ja vielleicht der gesamten Nördlichen Kalkalpen. Ein liebevoll ausgebauter Steig mit vielen sehr gut gesicherten Stellen, aber auch mit felsigen Passagen ohne Hilfen, die den geübten Berggeher fordern. Und genau das macht den Hindelanger Klettersteig aus – nicht übererschlossen, sondern den Charakter des hochalpinen Gratweges wahrend. Ein Bergpfad mit herrlichsten Ausblicken auf ein Meer von Gipfeln, mit atemberaubenden Tiefblicken über gewaltige Nordwände hinab in das Retterschwanger Tal.
Alles spielt sich in rund 2000 Meter Höhe ab – ein ganz besonders luftiges Vergnügen, das nachhaltige Erlebnisse beschert.
Klettersteigausrüstung sowie der routinierte Umgang damit ist natürlich Pflicht, und wenn auch Notabstiege möglich sind, muss die Bekleidung unbedingt der Höhe angepasst, die nötige Kondition vorhanden und die Zeiteinteilung stimmig sein. Gespickt mit kurzweiligen,
interessanten Felsstellen, kann man pfiffigerweise beim Hindelanger Klettersteig wählen: als ausgesprochen lange Höhentour vom Nebelhorn bis hinüber zum Breitenberg oder als Rundtour über das Koblat zur Nebelhornbahn zurück.
„Damals wurde die Anlage allein in ehrenamtlicher Arbeit und in der Freizeit der beteiligten Männer errichtet, was wirklich viel Idealismus voraussetzte. Als der Steig 2003 komplett überholt wurde, waren dann professionelle Wegebauer unter der Leitung des Oberstdorfer Bergführers Luggi Lacher tätig, die ihn in seiner ursprünglichen Art sanierten und so seinen hochalpinen Charakter bewahrten“, weiß der Fachmann. Seitdem sei der Klettersteig in einem sehr guten Zustand. „Unterstützt durch die Nebelhornbahn führen wir immer wieder Kontrollgänge durch, reagieren aber auch ganz zeitnah, wenn wir von einem aufgetretenen Schaden, zum Beispiel durch Blitzschlag, erfahren“, berichtet Martin Berktold darüber hinaus und ergänzt nicht ohne Stolz: „Der Hindelanger Klettersteig ist nach wie vor unglaublich beliebt und wird immer noch viel begangen!“
Mehr Informationen zum Hindelanger Klettersteig finden Sie unter: www.oberstdorf.de/alpininfo/hindelanger-klettersteig