Er wird dem Ideal eines Hüttenanstiegs mit alpinem Charakter ganz sicher mehr als gerecht – der Weg durch den Sperrbachtobel hinauf zur Kemptner Hütte! Hier steigt die Spannung mit jedem Meter. Zunächst geht es von Oberstdorf durch das Trettachtal zur Spielmannsau. Von dort sind es noch etwa drei Stunden und etwa 850 Höhenmeter. Der Pfad durch den Tobel ist an den schwierigeren Stellen mit Stahlseilen gut abgesichert, sodass man mit Vorsicht und entsprechendem Schuhwerk die atemberaubend gelegene Kemptner Hütte (1.846 m) sicher erreicht.
Seinerzeit war das Wegebauprojekt ein schwieriges und kostenintensives Unterfangen. Schon 1874 hatte die Sektion Allgäu-Kempten mit den Planungen begonnen, 1888 war der Weg, der übrigens einem alten Pilgerpfad folgt, schließlich fertiggestellt, und endlich konnte man den Traum von der Hütte auf dem Mädelejoch wahrmachen, die 1891 feierlich eingeweiht wurde.
Klar, dass solch ein naturnaher Weg nach einem langen Winter nicht so schnell wieder begehbar ist. Denn je nach Schneemenge können bis zum Saisonstart der Kemptner Hütte noch erhebliche Altschneefelder am Grund des Tobels vorhanden sein. Vor allem dann, wenn es in manchem Jahr in den Allgäuer Alpen noch einmal recht spät kräftig geschneit hat. Trotzdem darf man sich normalerweise schon Anfang Mai rund um Oberstdorf bereits wieder über gut 170 Kilometer Wander- und Spazierwege freuen, auch wenn man, wie die Alpininfo Oberstdorf unbedingt rät, speziell auf den naturnahen Pfaden immer auf nasse und möglicherweise rutschige Abschnitte achten, auf jeden Fall feste und knöchelhohe Schuhe mit guter Sohle tragen und ggf. Wanderstöcke mitnehmen sollte. Bei der Alpininfo erfährt man auch, ob der Sperrbachtobel begehbar ist und wie die aktuellen Verhältnisse sind (Service-Telefon 08322/700 2202 oder im Internet unter www.oberstdorf.de/alpininfo/bergsportbericht).
Jedes Frühjahr müssen übrigens die beiden Brücken im Tobel, die mit Schließung der Kemptner Hütte zum Saisonende abgebaut werden, wieder neu aufgebaut werden, und wann das machbar ist, hängt ebenso von den Bedingungen ab. Ist der Tobelweg nicht begehbar, kann man also auch die Kemptner Hütte von Oberstdorf aus nicht erreichen. So bleibt der Weg zum DAV-Haus mitunter bis weit in den Mai hinein noch lawinengefährlich, wenn womöglich auch die Grundlawinen noch nicht abgegangen sind. In solchen Jahren muss der Hüttenwirt schon mal mit dem Hubschrauber hinauf zu Hütte gebracht werden, um wichtige Arbeiten zu erledigen, damit die Kemptner Hütte wie in der Regel Anfang Juni wieder aufgemacht werden kann. Sobald sich allerdings das Wetter von seiner freundlichen Seite zeigt, es wärmer wird und die Sonne
scheint, ist auch der Schnee ziemlich schnell wieder weg! Zu jeder Zeit aber – also gleichfalls im Sommer – sollte man sich vor allem immer daran halten, unbedingt auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben!
Der alte Pilgerpfad durch wilde Schluchten und vorbei an höllischen Tobeln erfordert alpine Grundausrüstung und eine gewisse Portion Schwindelfreiheit.
Und natürlich lohnt zuvor stets ein Blick auf die informative Hütten-Homepage (www.kemptner-huette.de). Spielt dann das Wetter mit, so steht einer herrlichen Bergwanderung mit echt alpinem Charakter eigentlich nichts im Wege!