Gipfelbesteigungen im Winter sind im Grunde so alt wie das sportlich ambitionierte Bergsteigen überhaupt. Und einer jener Pioniere, die schon im 19. Jahrhundert in den Allgäuer Bergen auch Touren bei Eis und Schnee unternahmen und dabei so manchen Gipfel zum ersten Mal in den kalten und dunklen Monaten bestiegen, war Josef Enzensperger. „Erlaubt ist, was gefällt“, stand ganz vorne in seinem Tourenbuch – und nach diesem Motto folgte er seiner Lust aufs Abenteuer.
Ein solches Abenteuer war ganz bestimmt 1897 die erste Winterbesteigung der Höfats. Mit Gefährten gelang Enzensperger das, was schon im Sommer keine leichte Bergfahrt ist – allemal zur damaligen Zeit mit der in jenen Tagen zur Verfügung stehenden Ausrüstung. Auch wenn man selbst noch nie auf einem Gipfel gestanden hat, bekommt doch jeder, der die markante Höfats mit ihren messerscharfen Graten zumindest aus der Ferne kennt, eine Ahnung davon, was es bedeutet, diesen 2269 Meter hohen, kühnen und wilden Berg im Winter besteigen zu wollen. Und weil sie etwas Besonderes ist, hatte einst sogar Anderl Heckmair (1906–2005), der berühmte Oberstdorfer Bergführer und Erstdurchsteiger der EigerNordwand, die Höfats zu einem seiner Lieblingsberge erkoren. „Bereits in meiner Jugendzeit faszinierte mich die Zeichnung eines Abstiegs von der Höfats von Ernst Platz“, meinte er einmal zu dem für das Allgäu so typischen Berg, den er immer wieder gern mit Freunden bestieg.
„Richtige Winterbegehungen sind eine ernste Sache und nur extremen Alpinisten vorbehalten“, betont er deshalb mit Nachdruck. Aber, so ergänzt er, wären die Winter so schneearm wie in den letzten Jahren, dann käme es fast schon einer Sommerbegehung nahe. „In diesem Jahr allerdings hat es bereits Mitte November 50 Zentimeter Schnee dort oben gehabt, und alles war eingeschneit“, erinnert Dempfle. „An den steilen Grasflecken der Höfats gibt es dann Lawinen und man muss sich sehr gut auskennen mit den Bedingungen.“ Der Schnee rutsche mitunter aber auch schnell ab. „Dann kann man gut mit Steigeisen über die eisigen Grasflanken hinaufsteigen.“ Immer vorausgesetzt, man hat jede Menge Erfahrung! „Ich habe den Eindruck, dass inzwischen wieder mehr Leute solche extremen Touren machen, und passt das Wetter, muss man dafür dann nicht mal in die Westalpen fahren“, merkt der langjährige Oberstdorfer Bergschulleiter an.
Gehört man aber nicht zur kleinen Gruppe der versierten Winterbergsteiger, wie wohl die allermeisten von uns, gibt es trotzdem wunderbare Möglichkeiten, den Anblick der winterlichen Höfats zu genießen. Hier hat Thomas Dempfle zwei Tipps parat: „Die bequeme Variante führt uns mit der Nebelhornbahn hinauf zum Gipfel und dort in das neue Gipfelrestaurant. Durch die großen Panoramafenster kann man den Berg mit seinen beeindruckenden Flanken sehr gut sehen. Wer aber aktiv sein will, der geht bei schönem Wetter von der Station Höfatsblick über den Winterwanderweg
zum Zeigersattel. Von dort schaut man direkt hinüber zur Höfats, und das ist sogar noch etwas schöner als der Blick von weiter oben am Nebelhorn.“