Im Sommer 1899 wurde er eröffnet und verbindet seither die Rappenseehütte mit der Kemptner Hütte. Der gut drei Kilometer lange Steig führt, stets oberhalb der 2:000-Meter-Marke, zumeist sehr ausgesetzt über den Grat zwischen Kleiner Steinscharte und Bockkarscharte. Auch wenn Drahtseile die heikelsten Stellen sichern, braucht es dort oben alpine Erfahrung und nicht nur für die „Leiter“ und die „Brücke“ Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Vor allem: Wer zu früh im Jahr losgeht, bringt sich leichtsinnig in Gefahr, denn Altschneefelder darf man nie unterschätzen!
Damit die hochalpine Tour im Frühsommer bald schon gut zu begehen ist, heißt es jedes Jahr: Auf geht’s zum traditionellen Ausschaufeln des Heilbronner Wegs! Das ist nötig, denn ein Teil des Höhenwegs liegt im Schatten, und dort bleibt der Schnee sehr lange liegen. Die Zuständigkeit liegt in Händen der DAV Sektion Heilbronn und ihrem Wegewart Rolf Maier, doch einer, der schon seit 20 Jahren tatkräftig mithilft, ist Bergführer Andi Tauser von der Alpinschule Oberstdorf, der als Privatmann einen Teil dieser Arbeit organisiert. Meist treffen sich dann Mitte Juni – mitunter kann es auch etwas früher sein – an einem Freitag acht bis zehn Leute, um am Wochenende überall dort entlang des Steigs in den schattigen Zonen Schnee wegzuschaufeln, wo die Sonne ihn noch nicht beseitigen konnte! Denn während im Tal schon keiner mehr an Schnee denkt, bleiben in den Höhenlagen noch sehr lange Altschneereste und -felder zurück und können zur Gefahr werden. Die betroffenen Passagen des Bergpfads müssen entweder schneefrei gemacht oder der Schnee zumindest eingeebnet und somit deutlich entschärft werden. Das heißt aber auch, dass man trotzdem wissen sollte, wie man sich auf einer Schneeunterlage sicher bewegt.
„Die Arbeit ist schon eine Herausforderung“, weiß auch Tauser, der diesen anstrengenden und nicht ganz ungefährlichen Job sehr gerne macht. „Wir gehen zu Fuß etwa vier Stunden vom Rappenalptal hinauf zur Hütte, und bis dahin ist der überwiegende Teil schon ganz gut schneefrei.“ Mit viel Glück nimmt sie auch mal ein Hubschrauber mit, wenn der dort zu tun hat. „Das ist schön, dann bleibt noch mehr Kraft zum Schaufeln“, schmunzelt Tauser. Eine reine Spaßveranstaltung sei es aber in dem alpinen Gelände nicht und Vorsicht gefragt, um nicht selbst zu Schaden zu kommen. Dabei achten die Bergprofis immer aufs Wetter, damit sie bei einem Gewitter rechtzeitig zurück auf der Hütte sind. Doch bei all der Mühe macht das gemeinsame Anpacken viel Freude, wie auch das abendliche Beisammensein in geselliger Runde – hervorragend versorgt von den Wirtsleuten. „Wir sind am Sonntag meist richtig geschafft, hatten aber auch unseren Spaß“, versichert Andi Tauser, der es sich als versierter Alpinist sogar mal leisten kann, auf der Schaufel ein Stück über den Schnee bergab zu rutschen! Geübte
Bergwanderer dürfen sich auf den Heilbronner Weg mit den einladenden Hütten oberhalb von Oberstdorf freuen. Und wer sich noch nicht so sicher ist: Die Oberstdorfer Bergschulen bieten den Steig auch als geführte Tour an.
Bilder: Foto Archiv Andi Tauser, Alpinschule Oberstdorf
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